Unsere Aktivitäten

Bücherflohmarkt

Jeweils im Frühjahr und im Herbst veranstalten wir im Innenhof der Alten Feuerwache einen Bücherflohmarkt. Die Teilnahme ist für jede/jeden offen und kostenlos. Anmeldungen sind nicht erforderlich. Die Termine werden rechtzeitig auf unserer Homepage, im Programm der Alten Feuerwache sowie in der StadtRevue und im Kölner Stadt-Anzeiger bekannt gegeben.

Veranstaltungen

In unregelmäßigen Abständen organisieren wir Lesungen (zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen oder Initiativen).
Veranstaltungen der letzten Jahre waren u.a.:

Vortrag mit Lutz Fiedler: Matzpen - Eine andere israelische Geschichte. Matzpen: das hebräische Wort für Kompass, das war auch der Name jener politischen Gruppierung, die nach dem Sechstagekrieg wie kaum eine zweite die gesamte israelische Gesellschaft in Atem halten sollte.
Mit der Forderung nach einem Rückzug aus den kurz zuvor besetzten Gebieten stellte sich Matzpen außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses. Schon lange vor dem Junikrieg erachtete die Gruppe, die 1962 als Abspaltung von der Kommunistischen Partei Israels entstanden war, den Konflikt zwischen Arabern und Juden als auf nationalstaatlicher Grundlage für nicht lösbar. Demgegenüber propagierte Matzpen eine sozialistische Revolution im Nahen Osten und forderte die Anerkennung der Existenz einer indigenen hebräischen Nation. Dieses neue Kollektiv der israelischen Juden sollte als Teil der Region anerkannt werden, womit die Hoffnung verbunden war, den historischen Palästinakonflikt zu überwinden.
In einer Zeit nach Auschwitz, als sich die jüdische Welt nahezu ausnahmslos in ihrer Solidarität mit einem jüdischen Staat einig wusste, trugen die Utopien von sozialistischer Revolution und hebräischer Nation indes dazu bei, dass sich Matzpen gegenüber der Wirkung des Holocaust auf das jüdische Bewusstsein nach der Katastrophe abzudichten vermochte.
Es ist diese vielfältige Geschichte der israelischen Neuen Linken, die Lutz Fiedler in seinem Vortrag erzählen wird, um dabei einen neuen Blick auf eine andere israelische Geschichte zu werfen. (2019)

Buchvorstellung mit Hannes Giessler Furlan: Verein freier Menschen? Idee und Realität kommunistischer Ökonomie Im Namen des Kommunismus verwirklicht hat sich im 20. Jahrhundert vor allem eine totalitäre Gesellschaft. Die Ursachen des Misslingens sucht Hannes Giessler Furlan dort, wo der Kommunismus ansetzte: in der Ökonomie. Der Autor zeigt in seinem Buch, wie die kommunistische Idee eines vernünftig eingerichteten Produktionsprozesses in der Realität einen gewaltigen Staats- und Planungsapparat bedingte, wie sie scheiterte, und was von ihr übrig geblieben ist.
Dass der Kommunismus trotz seiner humanistischen Versprechen heute ein kümmerliches Dasein fristet, liegt an schwerwiegenden Fragen, die in der ökonomischen Praxis des Realsozialismus offenbar wurden und unbeantwortet blieben: Wie kann die kommunistische Produktion zugleich demokratisch und planmäßig organisiert sein? Wie kann die kommunistische Gesellschaft das Problem der Arbeitszeitrechnung lösen? Oder soll sie auf Arbeitszeitrechnung verzichten - aber wie soll dann das zentrale Anliegen kräfteschonender Produktion und Bedürfnisbefriedigung realisiert werden? Und wie kann gewährt werden, dass die Überwindung des Leistungsprinzips und der Tauschgerechtigkeit nicht in Ungerechtigkeit mündet?
In Köln wird der Autor die Vorstellung seines Buches auf die Kritik des Rätekommunismus zuspitzen. Dieser steht heute, zumindest in kleinen Zirkeln, in denen das humanistische Versprechen des Kommunismus gehütet und über die Zeit gebracht wird, hoch im Kurs (etwa in dem lesenswerten Pamphlet "Umrisse der Weltcommune" der »Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft«). Wenngleich der Rätekommunismus historisch fast keine Schuld auf sich geladen hat, liefert auch er, so die These des Autors, kaum Antworten auf oben genannte Fragen. (2018)

Im Kampf gegen die Tyrannei. Gewaltfrei-revolutionäre Massenbewegungen in arabischen und islamischen Gesellschaften: der zivile Widerstand in Syrien 2011–2013 und die „Republikanischen Brüder“ im Sudan 1983–1985. Eine Buchvorstellung durch Lou Marin, Marseille Die Kriege im Mittleren Osten und in der afrikanischen Sahelzone treffen vor allem ZivilistInnen und zwingen Millionen zur Flucht. Viele Medien stellen als Handelnde nur die bewaffneten Militärs und Milizen dar, denen eine angeblich passive, ihnen ausgelieferte Bevölkerung gegenübersteht. Dieses Bild lässt zunehmend in Vergessenheit geraten, dass in den arabischen Aufständen 2011 Militärdiktaturen auf gewaltfreie Weise gestürzt oder ins Wanken gebracht worden sind.
Der erste Teil des Buches dokumentiert die syrische gewaltfreie Massenbewegung während der Jahre 2011 bis 2013. Die Texte der syrischen gewaltfreien RevolutionärInnen und Graswurzel-JournalistInnen schildern u.a. die Aktionen von Frauen, die zu Beginn der Massenproteste eine besondere Rolle gespielt haben.
Beschrieben werden die Freien Frauen Darayyas, das Mazaya-Frauenzentrum oder die in der arabischen Welt bekannte Schauspielerin Fadwa Suleiman, die mit den Mitteln der Kunst gegen die Tyrannei des al-Assad-Regimes kämpte. Erinnert wird außerdem an den Einfluss des Anarchisten Omar Aziz auf die entstehende Rätebewegung in Stadtteilen und Regionen Syriens sowie an Jawdat Said, den wichtigsten Theoretiker der Syrischen Bewegung für Gewaltfreiheit.
Der zweite Teil des Buches informiert über die gewaltfreie Massenbewegung im Sudan von 1983 bis 1985. Sie wurde wesentlich durch den Sufi, Antikolonialisten und libertären Interpreten des Koran, Mahmud Taha, und seine Organisation Republikanische Brüder geprägt. Ihr gelang es, die Militärdiktatur an-Numairis, der seine Tyrannei als säkular-"sozialistischer" Putschist in der Tradition der jungen Offiziere von Nasser bis Gaddafi begründete, aber später als Verbündeter der Muslimbrüder die Scharia einführte, entscheidend zu schwächen. Taha wurde als „Ketzer“ verurteilt und 1985 hingerichtet. Er hatte ein Konzept für ein föderalistisches System entwickelt, das den Krieg zwischen Nord- und Südsudan entschärft und den späteren Massenmord in Darfur möglicherweise verhindert hätte. (2018))

Lektüre und Revolte. Der Textfundus der 68er-Fundamentalopposition. Ein Vortrag von Gerhard Hanloser Die wichtigsten Schriften und Proklamationen der „Neuen Linken“ transportierten eine radikale Unversöhnlichkeit mit dem Bestehenden und entwarfen Utopien einer anderen, herrschaftsfreien Gesellschaft.
Als "Lesebewegung" verschlangen die 68er die Befreiungstheorien von Herbert Marcuse, Marx und Mao, Alexandra Kollontai, Wilhelm Reich und Frantz Fanon. Als Teil eines ‚oppositionellen Theoriemilieus‘ rangen Rudi Dutschke, Hans Jürgen Krahl, Ulrike Meinhof, Reimut Reiche und Karl Heinz Roth um den richtigen begrifflichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft, um sie radikal zu verändern. In Kommunen, mit Betriebsarbeit und „bewaffnetem Kampf“ sollte dies als Fundamentalopposition bewerkstelligt werden.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Revolte von 1968 bietet der Vortrag zum gleichnamigen Buch eine pointierte, kritische Aufbereitung der wichtigsten Literatur der außerparlamentarischen Opposition des vergangenen Jahrhunderts.
Diskutiert werden soll auch die Frage, was von der linken Revolte bleibt angesichts einer neuen rechten „APO“, die einige der Provokationsstrategien der 68er aufgenommen zu haben scheint. (2018)

Lesung mit Lou Marin: Rirette Maîtrejean - Attentatskritikerin, Anarchafeministin, Individualanarchistin Rirette Maîtrejean (1887-1968), Anarchafeministin und Individualanarchistin im franzosischen Milieu libre vor dem Ersten Weltkrieg, wandte sich in ihren "Souvenirs d'anarchie" (1913) entschieden gegen anarchistische Attentate und Raububerfalle, von denen besonders die „Affare Bonnot" bis heute bekannt ist.
Die daraus entstandenen konfliktgeladenen Diskussionen führten zur Schwächung der anarchistischen Massenbewegung beim Kriegseintritt Frankreichs 1914. Die staatliche Repressionswelle traf nicht nur das vielfach von Anarcha-feministnnen geprägte lebensreformerische und individual-anarchistische Milieu, sondern zwang auch alle anderen anarchistischen Strömungen, Stellung zu beziehen.
Rirette Maîtrejean argumentierte in den Zwanziger- und Dreißigerjahren gegen ihren ehemaligen Lebenspartner und Gesinnungsgenossen Victor Serge, als dieser als Konsequenz aus dem gescheiterten „Illegalismus" den Staatsterror der jungen Sowjetunion befürwortete. Wahrend und nach dem Zweiten Weltkrieg begegnete sie Albert Camus, der ihre Erfahrungen in seiner Kritik des Nihilismus ausformulierte.
Diese Biographie mit einer Auswahl übersetzter Artikel bietet die Möglichkeit, sich mit Leben und Werk der bisher im deutschsprachigen Raum unbekannten Rirette Maîtrejean auseinanderzusetzen. (2016)

"Mit Baumhäusern gegen Bagger". Geschichten vom Widerstand im rheinischen Braunkohlerevier. Lesung und Diskussion Der Hambacher Forst, Mitteleuropas letzter "Urwald", wird gerodet durch Europas größten Klimakiller – RWE.
Die Folgen davon sind verheerend und sind sowohl regional in Form von Naturzerstörung, Zwangsumsiedlungen und Gesundheitsschäden als auch global durch Klimawandel und Flucht zu spüren. All das für völlig veraltete Kohle und einen Konzern, der die Energiewende verschlafen hat.
Um dem ein Ende zu setzen, besetzten vor mehr als drei Jahren Umweltaktivist*innen den bedrohten Wald. Im Sommer 2015 veröffentlichten die Besetzer*innen das Buch "Mit Baumhäusern gegen Bagger" über diesen Widerstand. Eine Mitautor*in und Waldbesetzer*in liest aus dem Buch und auch für Fragen und Diskussionen wird es Zeit geben.
Warum ist der Hambacher Forst so besonders? Wo liegt der Unterschied zwischen legitim und legal? Wie lassen sich Sabotage und direkte Aktionen moralisch begründen? Wie fühlt es sich an aus einem Baumhaus geräumt zu werden in dem man monatelang gelebt hat? Und wie kann man mit Polizeigewalt umgehen? (2016))

Buchvorstellung mit Alexander Neupert-Doppler: Utopie. Vom Roman zur Denkfigur. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2015 In Zeiten der Krise nimmt das Interesse am utopischen Denken, gerade auf der Linken, zu. Debatten über utopisches Bewusstsein scheitern aber leider sehr oft daran, dass verschiedene Bedeutungen des Begriffs Utopie nicht ausreichend unterschieden werden.
Das Buch »Utopie« verfolgt daher eine doppelte Zielsetzung: Zum einen werden literarische Roman-Utopien, (früh-)sozialistische Siedlungs-Utopien und aktuelle politische Utopien unterschieden und historisch eingeordnet. Zum anderen liegt der Schwerpunkt des Buches bei den Utopiedebatten des 20. Jahrhunderts, in denen sich diverse AutorInnen darum bemüht haben, die Funktionen von Utopie für eine emanzipatorische Linke auszuloten. Als Ausdruck von Bestrebungen und Kritik am Bestehenden, als Möglichkeitssinn und Motivation von Bewegungen, als Artikulation von Bedürfnissen, linke Tradition und strategische Option wird Utopie zu einer Denkfigur kritischer Theorien.
Utopien sind dabei nicht das Abbild einer besseren Zukunft, sondern Gegen- und Leitbilder ihrer Gegenwart. Die Arbeit am Begriff der Utopie, zwischen Bilderverbot und Grundriss, soll zur Reaktualisierung utopischen Bewusstseins als subjektiver Faktor in Kämpfen um Befreiung beitragen.
Über Sinn und Unsinn utopischer Funktionen wird an diesem Abend vorgetragen und beraten werden. (2015)

Lesung mit Roman Danyluk: Befreiung und soziale Revolution. Rätebewegung, Arbeiterautonomie und Syndikalismus Gegen die in weiten Teilen überholten Vorstellungen der Traditionslinken, sollen die im Buch entwickelten Untersuchungen und Gedankengänge für eine emanzipatorische Bewegung der Selbstaufhebung der Lohnabhängigen auf der Veranstaltung dargelegt werden. Dabei werden die antiautoritäre proletarische Geschichte sowie die antiproduktivistischen Kämpfe in der Vergangenheit und Gegenwart berücksichtigt. Ausgehend von der sozialen Realität in den gegenwärtigen kapitalistischen Klassengesellschaften, soll der Spur der vergangenen selbstorganisierten direkten Aktionen des Proletariat ebenso wie dem Kampf der Lohnabhängigen gegen die Arbeit nachgegangen werden.
Zentrale Begriffe der gesellschaftlichen Entwicklung - etwa Fortschritt, Produktivität, Arbeit - werden einer lebendigen und historischen Klassenanalyse unterzogen und auf emanzipatorische Art und Weise neu bestimmt. Damit versucht der Referent eine sozialrevolutionäre Perspektive zur Umwälzung der sozial extrem ungleichen Klassenverhältnisse im Kapitalismus zu entwickeln. (2012)

»Das Herz der Erde hämmert«.Arbeiterliteratur von 1910 – 1928. Lesung mit Ralf Schmittem Arbeiterliteratur, was ist das? Ein vergessenes Genre der Literaturgeschichte? Man möchte es kaum glauben, aber es gab sie, die Arbeiter, die zehn und mehr Stunden in den Fabriken tätig waren und ihre Erfahrungen zu Papier brachten, als Liebesgedichte, als Naturbeschriebungen, als Aufrufe zum Klassenkampf. Schon früh erkannte die Kommunistische Partei hier ein Potential, das es zu nutzen galt.
Für diese Lesung sind Texte ausgewählt worden, die aus der Anfangszeit der Arbeiterliteratur stammen und sich der Unterwerfung unter die Parteidoktrin noch entziehen konnten. Um wenigstens einen Eindruck von der Bandbreite dieser nicht kanonisierten Texte zu vermitteln, sind sehr unterschiedliche Themen und literarische Niveaus für diese Lesung ausgesucht worden.
Die anschließende Diskussion geht der Frage nach, warum die Erfahrungen der aktuellen Arbeitswelt so selten in der Gegenwartsliteratur thematisiert werden. Liegt es daran, dass Literatur nur noch eine Ventilfunktion hat und nicht mehr zum Engagement aufruft? Oder lässt sich ein Arbeitsleben vor dem Bildschirm, ein Leben mit Mobbing und Verwaltungsirrsinn nicht literarisieren? (2010)

Buchvorstellung: »Barcelona ist immer noch besser als Wilmersdorf« Gustav Landauers Internationalismus von Siegbert Wolf (Frankfurt/M.)
Gustav Landauer: Ausgewählte Schriften. Hrsg., kommentiert, mit Einleitung und Register versehen von Siegbert Wolf.
Lich: Verl. Edition AV 2009
Gustav Landauers kommunitärer Anarchismus ist ein Aufruf an die gesamte Menschheit und richtet sich nie ausschließlich an eine einzige Klasse, Ethnie oder ideologische bzw. religiöse Glaubensrichtung. Neben seinen ausformulierten Ansätzen einer grundlegenden Transformation der Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Aufbau völlig neuer sozialer Arrangements im Verhältnis der Menschen untereinander und zur tierischen und pflanzlichen Natur steht, hat seine internationalistische, globale Perspektive eine nachhaltige Bedeutung für das Verständnis von Landauers libertären Sozialismus. (2009)

Felix Klopotek: »Christian Riechers und die Kritik des Antifaschismus« In den 70er Jahren blühte der akademische Marxismus, aber die eifrige Textproduktion konnte schon damals die Sterilität der Theoretiker kaum übertünchen. Christian Riechers (1936-1993) hat im Off der linken Mainstream-Debatten (»Organisationsfrage«, »Staatsableitung«) eine Kritik des Antifaschismus erarbeitet: Er zeigt die Einflüsse stalinistischer Gängelung und sozialdemokratischer Burgfriedenpolitik in den historischen Antifa-Strategien auf. Wenn er stattdessen, ganz orthodox, auf den Klassenkampf als die beste Vorwärtsverteidigung setzt, erweist er sich darin als unabhängiger und radikaler Denker. Lange Jahre vergessen, sind jetzt seine Texte wieder veröffentlicht worden. Sie analysieren die Niederlagen der Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert schonungslos.
Herausgeber Felix Klopotek wird Christian Riechers und seine Kritik am Antifaschismus exemplarisch vorstellen. (2009)
Christian Riechers: Die Niederlage in der Niederlage. Texte zu Arbeiterbewegung, Klassenkampf, Faschismus.
Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Felix Klopotek. Unrast Verlag 2009

Buchpräsentation: Werner Portmann: "Die wilden Schafe. Max und Siegfried Nacht. Zwei radikale, jüdische Existenzen". Münster: Unrast-Verlag 2008 Das Buch «Die wilden Schafe» erinnert an zwei fast vergessene radikale jüdische Aktivisten und Theoretiker:
Siegfried und Max Nacht, die sich später Stephen Naft und Max Nomad nannten, gehören in der Geschichte der radikalen europäischen und amerikanisch/jüdischen ArbeiterInnenbewegung - und nicht nur dort - zu den interessantesten Figuren. Ihre Texte, teilweise unter Pseudonym geschrieben, sind Bestandteil eines radikalen, gesellschaftskritischen Diskurses geblieben, der sich gegen jede Art von Herrschaft und Totalitarismus wendet. Der Diskurs, der anhand ihrer Schriften, z.B. über Formen der "Direkten Aktion", geführt wurde und wird, findet aber ohne Kenntnis der eigentlichen Geschichte und der biographischen Hintergründe der Verfasser statt. Denn bis heute sind ihre spannenden Lebensgeschichten nicht aufgearbeitet worden. Das Buch ist ein erstmaliger Versuch, die Biographien von Max Nomad und Siegfried Nacht nachzuzeichnen. Es untersucht ihre Lebenswege, die von Buczacz, einem ostgalizischen Schtetl über Zürich, Paris und London nach New York führten und zeigt ihren praktischen und theoretischen Einfluss auf verschiedene Bewegungen. (2008)

Lesung: Hermann Knüfken: »Von Kiel bis Leningrad«. Mit dem Herausgeber Dieter Nelles Der erste Eindruck: „Die messianische Begeisterung dieses Seemanns befeuerte meine Phantasie, doch war nichts Blutrünstiges um ihn, wie man es bei vielen anderen fand, die von unten heraufgekommen wa­ren" beschreibt Richard Krebs (alias Jan Valtin), seine erste Begegnung mit dem revolutionären Matrosen Hermann Knüfken. Da hatte jener schon ein bewegtes Leben hinter sich: Kindheit in ärmlichen Verhält­nissen, Desertion aus der Kriegs­marine, im November 1918 Betei­ligung am Matrosenaufstand und den revolutionären Unruhen der Folgezeit, ein „Prototyp aller poli­tischer Abenteurer des Jahrhun­derts" (Valtin). 1920 dann der Coup der ihn öffentlich bekannt machen wird:
um Delegierte der Kommunistischen Arbeiterpartei in die Sowjet­union zu bringen, darunter den Schriftsteller Franz Jung, kapert Knüfken das Schiff auf dem er gerade fährt und bringt es nach Murmansk. Die "Ge­nossen Piraten" werden begeistert empfangen.
Die autobiographischen Erinnerungen Herman Knüfkens aus der Zeit 1917 bis 1930 wurden nun erstmals veröffentlicht und durch weiteres Hintergrundmaterial ergänzt. Dieter Nelles (Wuppertal), einer der Herausgeber, wird das Buch vorstel­len und einen Einblick in das Leben Hermann Knüfkens vermitteln. (2008)

Buchpräsentation: Cajo Brendel - Die Revolution ist keine Parteisache Cajo Brendel, 1915 in Den Haag geboren, hat die Thesen eines Marxismus der Autonomie durch seine Schriften in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lebendig gehalten. Geprägt von den Diskussionen der dreißiger Jahre in der holländischen rätekommunistischen Gruppe Internationaler Kommunisten (GIK) beschäftigte er sich seit den fünfziger Jahren weiter mit den Selbstbefreiungstendenzen in den realen Arbeiterkämpfen. Gegen die bolschewistischen Mystifikationen eines Staatssozialismus vertrat er eine konsequente Position der Antistaatlichkeit, wie er sie in den autonomen Klassenkämpfen gegen Parteidiktatur oder bürokratische Gewerkschaftskontrolle vorfand. Als einer der ersten analysierte er den proletarisch-revolutionären Charakter der Aufstände in Ostdeutschland 1953 und kritisierte den Mythos der chinesischen Kulturrevolution.
Im vorgestellten Buch «Die Revolution ist keine Parteisache» sind einige seiner zentralen Texte, die Impulse für die Entwicklung eines undogmatischen und antileninistischen Marxismus gaben, versammelt. Ergänzt werden sie durch erstmals ins Deutsche übertragene Schriften und einleitende Beiträge zu seiner Person. (2008)

Das Erbe Gandhis. Kolonialismus & Anti-Kolonialismus am Beispiel der indischen Unabhängigkeitsbewegung.
Buchvorstellung und Diskussion mit dem Übersetzer Lou Marin.
Im Sommer 2007 jährte sich zum 60. Mal die Unabhängigkeit Indiens, am 30. Januar 2008 zum 60. Mal die Ermordung Gandhis (1869-1948). Im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass in Indien und im gesamten englischen Sprachraum nach Gandhis Tod eine Strömung entstanden ist, die Gandhi in libertärem Sinne interpretiert. Dazu gehört auch der indische Sozialpsychologe Ashis Nandy, der mit seinem Buch "Der Intimfeind", im Original bereits 1983 erschienen, zu den Mitbegründern der "Post-Colonial Studies" gehört. (2008)

Lesung Uki Goßi im EL-DE-Haus aus seinem Buch "Odessa" Der Name "Odessa" steht für eines der irritierendsten Kapitel der Nachkriegsgeschichte: die massenhafte Flucht namhafter NS-Kriegsverbrecher - unter ihnen Adolf Eichmann, Klaus Barbie und Josef Mengele -, die sich mithilfe eines hoch organisierten Netzwerkes der Gerichtsbarkeit entziehen konnten. (2007)

Gustav Landauer und die Jugendbewegung. Veranstaltung mit Siegbert Wolf In gewisser Weise anknüpfend an seine Buchpräsentation "Ja, ich kämpfte" im Januar möchte Siegbert Wolf an diesem Abend über Gustav Landauer und die Jugendbewegung sprechen. Landauer hatte vor und nach dem Ersten Weltkrieg erheblichen Einfluss auf pazifistische, sozialistische und anarchistische, jüdische und nichtjüdische Kreise innerhalb der Jugendbewegung nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Palästina. Ein Schwerpunkt werden anarchistische Ansätze in der Kibbuzbewegung sein. (2007)

"Die Tore der Freiheit öffnen"
Judentum und Anarchismus. Lesung mit dem Autor Dr. Siegbert Wolf
In der jüdischen ArbeiterInnenbewegung engagierten sich viele junge AnarchistInnen. Sozialisiert in einem religiösen Elternhaus, gehörten sie schon bald zu den EnthusiastInnen einer revolutionären Utopie, die sich die Aufhebung von Herrschaft und gesellschaftlichen Zwängen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Zugleich repräsentierten sie einen sozialrevolutionären Radikalismus, der mit seiner Verheißung einer Befreiung aller Juden und Jüdinnen wie auch der gesamten Menschheit durchaus Parallelen im jüdischen Glauben aufwies.
Werner Portmann u. Siegbert Wolf "Ja, ich kämpfte". Von 'Luftmenschen', Kindern des Schtetls und der Revolution. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden. Mit einem Vorwort von Emanuel Hurwitz.
Münster: Unrast-Verlag 2006
Das Buch enthält Biographien über Isak Aufseher, Jack Bilbo, Robert Bodanzky, Carl Einstein, Cilla Itschner-Stamm und Milly Witkop-Rocker. (2007)

Simone Weil - Von der Kritik der Arbeitswelt zur Revolution in Spanien
Buchvorstellung mit Übersetzer Lou Marin
Mit einer Mischung aus wissenschaftlichen und zeitgenössischpolitischen Texten erinnert dieses Buch an die anarchistische Lebens- und Schaffensphase Simone Weils (1909-1943), jener praxisnahen Philosophin, die lange Zeit nur als Christin rezipiert und gewürdigt wurde. Sie stellte sich den schlimmsten Tragödien des 20. Jahrhunderts (Faschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus, Revolution und Bürgerkrieg in Spanien) als gewaltkritische Anarchistin in einzigartiger Weise und entwickelte aus ihren Lebenserfahrungen einen heute noch aktuellen, utopischen Entwurf dessen, was Freiheit im politischgesellschaftlichen Bereich sowie in der Arbeitswelt bedeutet. (2006)

Von "Nackt unter Wölfen" zur "Ästhetik des Widerstands". Antifaschistische Literatur in der frühen DDR Simone Barck (Berlin) stellte ihr neues Buch "Antifa-Geschichte(n). Eine literarische Spurensuche in der DDR der 1950er und 1960er Jahre". Köln 2003 zur Darstellung des antifaschistischen Widerstand in der frühen DDR-Literatur vor und erzählte kenntnisreich darüber, wie die Schriftsteller mit diesem Thema umgingen und vor allem, wie manches nicht erwähnt wurde bzw. nicht erwähnt werden durfte, weil es nicht in die gerade herrschende Ideologie der SED passte. (2004)

Max aus Moritz. Über das Leben von Max Hoelz Anhand eines im Karin Kramer Verlag erschienen Buches wurde das Leben des Rebellen und "Roten Generals" Max Hoelz erzählt. (2001)

Knut Bergbauer: Marinus van der Lubbe Knut Bergbauer las aus dem Werk von Martin Schouten "Marinus van der Lubbe. Eine Biographie" und machte so mit dem Leben des wenig bekannten und viel verleumdeten Anarchisten Marinus van der Lubbe bekannt. (2000)

Cajo Brendel: Rätekommunismus kontra Bolschewismus Der holländische Rätekommunist Cajo Brendel - mit seinen 80 Jahren noch quicklebendig - sprach über sein Leben und die Geschichte und Position der Gruppe Internationale Kommunisten GIK (1998)

Goldhagen und die Linke Filme, Vortrag und Diskussion zum Antisemitismus, gemeinsam mit dem Jugendclub Courage (1998)

Alexander Agafonow: Erinnerungen eines notorischen Deserteur Der Russe Alexander Agafonow las aus seiner Autobiographie "Erinnerungen eines notorischen Deserteur" Erlebnisse über seine Flucht aus einem deutschen Konzentrationslager und aus dem sowjetischen Gulag. (1997)

Katrin Dördelmann: Die Macht der Worte Die Historikerin und Mitarbeiterin im Kölner Frauen-Geschichtsverein liest aus ihrem Buch "Die Macht der Worte. Denunziation im nationalsozialistischen Köln". (1997)

Georg Giesing: Verweigerung während der Nazizeit Ein Bauer versteckt sich im Baybachtal (Hunsrück) vor der Gestapo. (1997)

Frauenbiographien in Ost und West Frauen aus dem ehemaligen West- und Ostdeutschland, aus Rußland, Rumänien und Polen lasen aus ihren Manuskripten. Gemeinsam mit LiA - Leben im Alter e.V. (1996)


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